An seiner tiefsten Stelle würde der Rücken der Tiefbahnhofhalle zwar fast auf der Höhenlage der Schillerstraße liegen, wenn diese - entsprechend der Pläne für S21 - durch eine Aufschüttung entsprechend angehoben wird. Die Stelle, an der Oberflächenwasser über den Tiefbahnhof in den Mittleren Schlossgarten abfließen kann, wird aber so eng sein, dass sich die Wassermengen hier bis über 2 m hoch aufstauen werden, wie der Fach-Ingenieur Hans Heydemann ermittelt hat. Bei einem extremen Wolkenbruch oder langem Dauerregen würde sich dann vor dem Damm kurzfristig ein erheblicher Stausee bilden. Wenn solche extremen Wettersituationen künftig häufiger auftreten, ist im Stuttgarter Talkessel mit Wassermassen zu rechnen, die der neue unter der Tiefbahnhofhalle hindurchführende Abfluss-Düker nicht mehr wird fassen können. Also darf es nicht bei einer S21 Bahnhofshalle mit dieser hochriskanten Dammwirkung bleiben.
Gefahr des Rückstaus und schwerer Überschwemmungen beim Weiterbau von S21, Skizze: Norbert Bongartz
Im Umstiegskonzept ist die Rückstaugefahr gebannt. Denn mit dem Wegfall des Südzugangs zum geplanten Tiefbahnhof lässt sich beim Planetarium und der U-Bahn-Station Staatsgalerie eine bis zu 3 Meter abgesenkte Rinne schaffen, durch die das Wasser rasch - ohne Rückstau - vom Oberen in den Mittleren Schlossgarten über die Schillerstraße weg abfließen kann.
Vermeidung der Gefahr des Rückstaus und schwerer Überschwemmungen bei der Verwirklichung des Konzeptes UMSTIEG21-Plus, Skizze: Norbert Bongartz
Vor dem Südflügel stehen mehrere Kelchstützen seiner geplanten Wiederherstellung im Weg und müssen folglich weg. Denn es soll neben dem Bahnhofsturm wieder ein freier Platz entstehen, auf den man aus dem neuen Südflügel in den Park hinaustritt bzw. ebenerdig vom Park in die City oder den Oberen Schlossgarten gelangt. In dieser Platzfläche könnten, in einem Respekt-Abstand zum neuen Südflügel, die oberen Teile dreier Kelchstützen sichtbar belassen werden. Eine davon könnte ein von Glaswänden eingefasster Pavillon werden, der gastronomisch genutzt wird oder als ein Verkaufs-Pavillon dient.
Zeichnung: Henry Holzwarth
Ein zweiter mit Glas eingefasster Pavillon könnte als Empfangs-Vorraum und attraktiver Zugang dienen zu der unter dem Vorplatz dauerhaft installierten spektakulären Modelleisenbahn-Anlage von Wolfgang Frey, der in jahrzehntelanger Arbeit ein weltweit vermutlich einmalig realistisches Modell der Stuttgarter Innenstadt und der umfangreichen Bahnanlagen nachgebaut hat – vom Kopfbahnhof bis hinüber nach Bad Cannstatt und hinauf bis zum Westbahnhof. Derzeit ist diese im Original ca. 430 m2 plus einem Nebenbereich 110 m2 große Anlage aus Platznot vorläufig und nur unvollständig im „Stellwerk S“ in Herrenberg untergebracht. Sie gehört unbedingt nach Stuttgart!
Grafik: Theo Sauerborn
Ein dritter Kelch könnte in einen großen, abenteuerlichen „Wasserkelch“ verwandelt werden, von dessen oberem Rand ein variabler Wasservorhang herabströmt und die sommers stark aufgeheizte Luft im Park befeuchten und kühlen kann.
Hinter den drei solitär gestellten Kelchstützen könnte ein zusammenhängender restlicher Teil der Tiefbahnhof-Halle stehen bleiben, vier Kelchstützen umfassend, mit einer Grundfläche von etwa 1.600 m². Zum Park hin erschiene sie als grüner, vom anmodellierten Gelände überzogener Hügel; um die Lichtaugen lägen Efeuranken auf den Betonkrägen. Der Hallenzugang ließe sich als geschwungene Glasfassade gestalten.
Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, wozu diese fast 10 Meter hohe Souterrain-Halle, die „Unter-vier-Augen-Halle“ genannt werden könnte, nutzbar gemacht werden kann:
Grafik: Wilhelm Kunz