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2 - Das Konzept 

2.5 Der Kopfbahnhof und sein Unterbau

Mit einem Weiterbetrieb des 16-gleisigen Kopfbahnhofs, der die Anforderungen des Regional- und Fernverkehrs der Bahn in Stuttgart weiter erfüllen kann - und noch ausbaufähig ist - lassen sich alle inzwischen erkannten und belegten Unzulänglichkeiten, Risiken und Nachteile von S21 aufheben. 

Cover der Umstiegs-Broschüre von 2016
Cover der Umstiegs-Broschüre von 2016 (Ausschnitt), 3D-Perspektive von Wilhelm Kunz

Wenn sich die bisherigen Baumaßnahmen am Tiefbahnhof als Fehlinvestition herausgestellt haben und immer ungewisser wird, ob er jemals in Betrieb gehen kann, stellt sich nicht nur für die Tunnel, sondern auch für die schon weit gediehene Baustelle des Tiefbahnhofs die Frage: Wozu kann der Bahnhofstrog dann dienen? Muss hier alles schon Gebaute wieder rückgängig gemacht werden? Welche Möglichkeiten einer Umnutzung oder Konversion gibt es?

Umnutzung des Trogs unter dem Bahnhof

Schon 2016 hat das Konzept UMSTIEG21 aufgezeigt, dass der Trog des Tiefbahnhofs einer zeitgemäßen Wiederherstellung des Kopfbahnhofs (einschließlich seiner beiden Längsflügel) nicht im Wege steht, ja sogar nützlich sein kann. Lediglich die dort schon errichteten Kelchstützen stehen dem im Wege, da die Gleise ja wieder für einen voll funktionsfähigen und komfortabel nutzbaren Kopfbahnhof an die Bahnhofshalle herangeführt werden sollen. Die Kelchstützen sind statisch nicht dafür ausgelegt, die Lasten der Bahnsteige, Gleise und deren Hallenüberdachung tragen zu können. Hierfür muss ein neues Stützensystem gebaut werden. 

Unter den Kopfbahnhof-Gleisen lassen sich im Trog – wie schon 2016 dargestellt – zwei funktional unterschiedliche Stockwerke unterbringen: 

Auf der mittleren Ebene gibt es viel Platz für ein Angebot, welches bei S21 fehlt: Bike & Ride: eine qualifiziert ausgebaute Fahrradstation mit Leihradangeboten und einem guten Angebot für Berufspendler, die ihre Räder über Tag hier unterbringen wollen, incl. Akku-Ladestation. Gleich nebenan, im wiederhergestellten Nordflügel, könnten sie ihre Räder in einer Fahrrad-Werkstatt, ggf. einem Radladen, zur Übertags-Reparatur oder -Wartung abgeben. 

Neben dem in den Kopfbahnhof integrierten Busbahnhofs kann auf der mittleren Ebene eine der beiden Vorfahrten für Lieferfahrzeuge untergebracht werden, die hier die unterirdisch antransportierten Güter zur Weiterverteilung in der Stadt übernehmen, bzw. die Retouren abwickeln.

Der erneuerte Hauptbahnhof beeindruckt: vier solarzellenbestückte lichte, hohe gläserne Tonnendächer überspannen je vier Gleise. An der besonnten Seite mit streifigen oder transparenten Solarzellen bestückt, können hier jährlich 10 Gigawattstunden gewonnen werden, weit mehr, als der Kopfbahnhof an Energie benötigen wird.

Von den Bahnsteigen käme man mit je zwei Aufzügen direkt zum darunterliegenden Zentralen Busbahnhof / Fahrradparkhaus und zu dem PKW-Parkhaus darunter: So kann der Hauptbahnhof, nimmt man die vorhandenen und erweiterte Umstiegsmöglichkeiten zu den S- und U-Bahnen und zu den Linienbussen hinzu, zu dem optimal ausgestatteten, zentralen Verkehrsknoten öffentlicher Verkehre der Landeshauptstadt werden.

Nordflügel des Kopfbahnhofs und der Nordabschnitt des Tiefbahnhofs

Das Konzept UMSTIEG21 geht auch von einer Wiederherstellung des abgebrochenen Nordflügels aus, in einer zum vormaligen Erscheinungsbild analogen Architektur.

Das Erdgeschoss auf der oberen Ebene böte Raum für die Aufzugsanlage und Laderampe der City-Logistik, um die aus der unteren und mittleren Ebene herauf gebrachten Stück-Güter auf die Verteiler-Fahrzeuge (Lastenräder und Kleintransporter) umzuladen. Im Übrigen wäre im Erdgeschoss die erwähnte Fahrradwerkstatt und auch die typische Ladenversorgung der Bahnreisenden unterzubringen.

Vor dem Nordflügel wird der große Hohlraum im S21-Trog unter dem wiederhergestellten Kurt-Georg-Kiesinger-Platz für das Zwischenlager und die untere Übergabestation der City-Logistik genutzt werden können (siehe Seite 23). Die Paletten, welche in der unteren Ebene ankommen, werden auf dieser Ebene zwischengelagert und mit einer im Nordflügel eingebauten Lift-Anlage zur Übergabestation in der mittleren Ebene und auf die obere Ebene am Vorplatz des Nordflügels gehoben, von wo sie in die Stadt hinein weiter transportiert werden können, entsprechend umgekehrt für die Logistik stadtauswärts. Als Einfahrt in das Zwischengeschoss dient den Lieferfahrzeugen die für S21 geplante Feuerwehrzufahrt in der Jägerstraße im Norden.

City-Hub am wieder hergestellten Nordflügel

City-Hub am wieder hergestellten Nordflügel des Bonatzbaus,
Grafik: Theo Sauerborn

 

Die Obergeschosse des Nordflügels – früher waren diese vom Bahnhofshotel genutzt – lassen sich problemlos auch anders nutzen, nicht zuletzt für Personalräume der Bahn-Beschäftigten.

Südflügel

Vor dem Abbruch des Südflügels führte dieser ein Schattendasein: Weil er ausschließlich von der Bahn genutzt war, gab es dort keinerlei Publikumsverkehr. Ausgesprochen stiefmütterlich behandelt war der vor dem Südflügel im Freien angelegte unattraktive ZOB, der sich zum Schlossgarten nicht öffnete. 

Wird der Südflügel in zeitgemäßer Analogie zum originalen Bonatzbau wieder neu erstehen, kann er sich zu einem Publikumsmagneten verwandeln! Seine Fassade öffnet sich in den Schlosspark hin, der nach dem Wegfall des bisherigen Busbahnhofs bis an den Südflügel herangeführt werden kann. Vor der Fassade wird eine lang gezogene Cafe- oder Bistro-Terrasse entstehen, auf der Parkbesucher und Reisende gerne Platz nehmen werden. Die innenseitigen Zugänge der Gaststätten werden sich der Busbahnhof-Halle zuwenden. In den Stockwerken darüber bietet sich im Südflügel künftig Platz für Nebenzimmer oder Konferenzräume - und für eine UMSTIEG- oder Umkehr-Bar. 

Möglicherweise der neue Südflügel, Grafik Peter Dübbers
Möglicherweise der neue Südflügel, Grafik: Peter Dübbers

All die verschiedenen hier vorgeschlagenen Nutzungsperspektiven für den erneuerten Kopfbahnhof werden diesen zu einem echten Bürgerbahnhof machen, der anderen Metropol-Bahnhöfen ebenbürtig sein wird.

 


 

1 In etwa zwanzig Fällen ist die Eigentumsübertragung noch strittig.

2 Vorgestellt werden Trägerschaft und Betrieb a) durch einen oder mehrere Logistikdienstleister im Wege eine Auftragsvergabe, b) durch ein Konsortium aus Verladern, Dienstleistern und Investoren, c) durch ein Joint Venture zwischen Privatunternehmen und öffentlicher Körperschaft oder d) durch die öffentliche Hand unmittelbar oder über Lizensierungen.